NOTURNALL
Rezension © 2014 by T. Frank für musikola.de

Als mir die CD ins Haus flatterte dachte ich zuerst, es ist eine neue CD der deutschen Thrash-Metal Band Nocturnal. Der zweite Blick offenbarte dann allerdings, dass sich die Band Noturnall nennt und aus dem Land des Fußball-WM-Ausrichters Brasilien kommt.
Dem düsteren Cover entsprechend (das Bild auf der Innenseite des Digi-Packs / des Booklets erinnert an Alfred Hitchcock’s Film Psycho bzw. an King Diamond’s Them-Album und wäre vielleicht das bessere Cover-Motiv gewesen) beginnt das musikalische Schaffen von Noturnall ganz schön heftig. Das „Gebrülle“ in „No Turn Alt All“ lässt mich etwas zaudern, ob das eine CD nach meinem Geschmack sein könnte.
Song Nr. 2, „Nocturnal Human Side“, klingt aber schon etwas anders, was jedoch zum Großteil an Special-Guest Russell Allen liegt. Der von Symphony X und Adrenaline Mob bekannte Sänger duelliert sich hier nicht nur mit Frontmann Thiago Bianchi, sondert bringt zusätzlich deutlich seine Einflüsse ein. Diese tauchen auch an anderen Stellen immer wieder auf. Das ist allerdings nicht weiter verwunderlich – schließlich hat Russell Allen die CD mit produziert.
Insgesamt ist die musikalische Ausrichtung von Noturnall eh sehr breit aufgestellt. So bekommt der Hörer von heftigen Thrash-Attacken bis zu sehr Edguy-lastigem Material („Sugar Pill“) viel durch die Ohren geblasen. Hinzu kommt eine deutliche Prog-Schlagseite (u.a. „Zombies“) und auch vor Balladen mit Cello-Einsatz („Last Wish“) oder atmosphärischen Keyboards („The Blame Game“) wird kein Halt gemacht.
Qualitativ bewegen sich Noturnall sicher auf hohem Niveau. Dafür sorgt unter anderem Drummer Aquiles Priester, der sich anscheinend im Jahr 2010 auch für die Nachfolge von Mike Portnoy bei Dream Theater beworben hatte. Hinzu kommt, dass sämtliche Musiker bei den weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten brasilianischen Bands Angra und Shaman ihre Sporen verdient haben.
In der Summe haben Noturnall mit ihrem Debutalbum eine durchaus ansprechende Platte abgelegt. Was auf der einen Seite allerdings für ein sehr abwechslungsreiches Album sorgt, verwirrt auf der anderen Seite. Der mitunter extreme Stilwechsel – vor allem auch beim Gesang – macht die CD zwar nicht langweilig, birgt aber die Gefahr, dass Mann/Frau nur rund die Hälfte der Platte mögen könnte. Positiver könnte man aber auch formulieren: Es werden viele unterschiedlichen Wünsche erfüllt. Die Frage dabei ist, ob eine deutlichere Ausrichtung nicht vielleicht zielführender wäre.
Mein Tipp: Fans der genannten Bands sollten in die CD erst mal rein hören. Dann könnt Ihr entscheiden, ob Ihr mit der Bandbreite klar kommt. Von mir gibt es 7 Tore (Punkte) für Brasilien. Somit fehlen 3 zum ungefährdeten Sieg :-)
Record Label :
METALVILLE Band & Label Pool (www.metalville.de)
Promotion :
Flying Dolphin Entertainment Group
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